Hoffman

Triptycon
3 Silvergelatine prints, framed, 40 x 50cm
2012

Hoffman I (Kopfermann)
Hoffman II (Necker)
Hoffman III

Auflage: 7+2

Es ist ein sehr verwirrender Moment, wenn das, was wir sehen, nicht mit dem übereinstimmt, was wir wissen. Ein Beispiel hierfür ist die Wahrnehmung einer dreidimensionalen Welt in einer zweidimensionalen Abbildung. Diese Diskrepanz erfordert ein hohes Maß an konstruktiver Wahrnehmung.

Diese Fähigkeit nennt man visuelle Intelligenz, ein Konzept, das der amerikanische Kognitionswissenschaftler Donald D. Hoffman in seinem gleichnamigen Werk untersucht hat. Für ihn liegt das Grundproblem des Sehens darin, dass das Bild, das auf unsere Augen trifft, zahllose mögliche Interpretationen zulässt.

Um zu ergründen, warum wir manche Objekte auf Bildern dreidimensional sehen und andere nicht, stellt Hoffman eine Zeichnung dreier Würfel vor, die nur aus ihren Kanten bestehen und somit durchsichtig sind. Die verschiedenen Perspektiven zeigen den Würfel in unterschiedlichen Ansichten, doch nur die mittlere Ansicht lässt uns sofort einen dreidimensionalen Würfel erkennen.

Bei den äußeren Ansichten ist das nicht so eindeutig. Hier müssen wir einige Zeit investieren, um aus den Linien ein dreidimensionales Objekt zu konstruieren. Diese Zeichnungen, die auf den Forschungen des Schweizer Naturwissenschaftlers Louis Albert Necker (1786–1861) und der deutschen Psychologin Hertha Kopfermann (1902–1987) basieren, sind nur flache Tintenbilder auf Papier. Dennoch erscheint der Würfel in unserem Kopf als dreidimensionales Objekt: Wir stellen uns vor, ihn im Raum zu sehen, fast zu berühren.

Hoffman läßt uns in diesem Dilemma allerdings nicht alleine und liefert uns zumindest logische Erklärungen, für etwas das auch gemeinhin als optische Täuschung bezeichnet wird:

Regel der regulären Ansichten:
Konstruiere nur die visuellen Welten für die das Bild eine dauerhafte (d.h. reguläre) Ansicht liefert.

Regel 1.
Interpretiere eine gerade Linie in einem Bild stets als eine gerade Linie in 3-D.

Regel 2.
Wenn die Enden zweier Linien in einem Bild zusammenfallen, interpretiere sie stets so, daß sie auch in 3-D zusammenfallen.*

Wenn wir tatsächlich versuchen würden, die Würfel zu greifen, wären wir jedoch bitter enttäuscht – statt eines Würfels würden wir nur Papier in den Händen halten.

Trotzdem, wenn der Würfel so präsent ist, lässt er sich auch zum Leben erwecken. Durch Fotografie wird er plötzlich real. Doch auch dann sollte man sich davor hüten, ihn zu berühren.

 
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Donald D. Hoffman; Visuelle Intelligenz, Wie die Welt im Kopf entsteht; Deutscher Taschenbuch Verlag 2003 Kapitel Zwei, Von Bildern zu 3-D-Welten; Seite 42
hoffman-briefmarke
Schwedische Briefmarken mit Motiven des Künstlers Oscar Reutersvärd (1905 - 2002) der sich in seinen Arbeiten mit Grenzfällen der optischen Wahrnehmung befaßt hat.