Bild im Hochhaus
Italien, Schule von Posillipo um 1830
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Tafelbild
gerahmt, 108 x 144 cm
2016
Auflage: 5+2
Kann Architektur Kunst sein? Kann ein Bauwerk, das den ästhetischen und sozialen Geist seiner Zeit auf faszinierende Weise widerspiegelt, das sich in seinen Dimensionen und Proportionen selbstbewußt aber nicht aggressiv als neuer Gipfel in die Stadtlandschaft einfügt, das in selbstverständlicher Leichtigkeit innen und aussen, oben und unten verbindet, ein Kunstwerk sein?
Folgt man den Argumenten des Essayisten Georg Simmel, so ist das in keinster Weise möglich. Denn Simmel sieht „Das Wesen des Kunstwerks darin, ein Ganzes für sich zu sein, keiner Beziehung zu einem Draußen bedürftig, jeden seiner Fäden wieder in seinen Mittelpunkt zurückspinnend. Indem das Kunstwerk ist, was sonst nur die Welt als Ganzes oder die Seele sein kann: eine Einheit aus Einzelheiten – schließt es sich, als eine Welt für sich, gegen alles ihm Äußere ab.“
Das läßt sich nicht nur an Hochhäusern zeigen sondern auch an den darin befindlichen Möbeln. „Der Grundsatz, dass das Möbel ein Kunstwerk sei, hat mit vielem Ungeschmack und öder Banalität aufgeräumt; aber sein Recht ist nicht so positiv und unbegrenzt, als das günstige Vorurteil für ihn meinen lässt.
Das Kunstwerk ist etwas für sich, das Möbel ist etwas für uns. Das Möbelstück aber berühren wir fortwährend, es mischt sich in unser Leben und hat deshalb kein Recht auf Für-sich-Sein.“
Aber mischen sich Kunstwerke nicht auch in unser Leben ein?
Nein! Denn das Kunstwerk hat einen Rahmen, das seine Grenzen klar definiert.
„So bedeuten seine Grenzen etwas ganz anderes, als was man an einem natürlichen Dinge Grenzen nennt: bei diesem sind sie nur der Ort fortwährender Exosmose und Endosmose mit allem Jenseitigen, dort aber jener unbedingte Abschluss, der die Gleichgültigkeit und Abwehr nach außen und den vereinheitlichenden Zusammenschluss nach innen in einem Akte ausübt.
Was der Rahmen für das Kunstwerk leistet, ist, dass er diese Doppelfunktion seiner Grenze symbolisiert und verstärkt.
Er schließt alle Umgebung und also auch den Betrachter vom Kunstwerk aus und hilft dadurch es in die Distanz zu stellen, in der allein es ästhetisch genießbar wird.“
Selbst Fotografien nach der Natur darf man nicht fälschlich zur Kunst erheben indem man sie in einen Rahmen gibt.
„Das richtig verstandene Prinzip erklärt, weshalb man jetzt in einigermaßen geschmackvollen Milieus Photographien nach der Natur nicht mehr in Rahmen findet.
Der Rahmen schickt sich nur für Gebilde von abgeschlossener Einheit, wie sie ein Stück Natur niemals hat.
Jeder Ausschnitt der unmittelbaren Natur ist durch tausend räumliche, historische, begriffliche, gemütliche Beziehungen mit alledem verbunden, das in größerer oder geringerer, physischer oder seelischer Nähe es umgibt.“
Gerne wollen wir den strengen Gedanken des Herrn Simmel folgen, ein richtiges Bild (keine Fotografie) in eine bedeutende Architektur (das erste Wiener Hochhaus) hängen, ein Möbelstück daneben stellen und sehen was passiert.
Und da wir Fotografen sind, die an räumlichen, historischen, begrifflichen, gemütlichen Beziehungen interessiert sind, werden wir eine Fotografie davon machen und diese an der Stelle des Bildes an die Wand hängen, im Hochhaus in der Wiener Herrengasse 6-8, auf der Stiege 1 im 9. Stock.